Webinar - Potenziale von inklusivem Recruiting entdecken: Bewerber:innen mit Behinderungen durch Perspektivenwechsel verstehen
Die Rekrutierung von Menschen mit Behinderungen birgt oft ungeahnte Potenziale – und ist damit ein Punkt, an dem vielfältige Verbesserungen geleistet werden können.
Doch wie geht man im Unternehmen mit der (Nicht-)Offenlegung von Behinderungen bei Bewerbenden um? Und wie kann man diese bestmöglich unterstützen?
In diesem Webinar des myAbility Wirtschaftsforums mit fast 200 Teilnehmenden ging es darum, welche Bedeutung Inklusion im Bereich Recruiting zukommt. Unsere Expert:innen gaben dazu Inputs aus unterschiedlichen Blickwinkeln.
Fides Raffel, Head of Solutions & Training, myAbility
Lukas Leitner, Programm Manager Talent Programm, myAbility
Anna Fischer, Talent Acquisition Specialist, Microsoft
Susann Klebig-Noesch, Recruiting Strategie-Expertin & Beraterin
Es wurden die einzelnen Phasen des Recruiting-Prozesses beleuchtet und dargestellt, wie Barrierefreiheit und Inklusion strategisch verankert werden können, um eine chancengerechte Unternehmenskultur zu schaffen:
Vor dem Bewerbungsprozess
Ein zentraler Fokus lag darauf, wie Unternehmen bereits vor der eigentlichen Bewerbung eine inklusive Haltung kommunizieren können. Dabei spielen sichtbare Signale eine Schlüsselrolle, wie z. B. barrierefreie Websites und Stellenanzeigen, die klar und transparent formuliert sind. Unternehmen, die ihre inklusiven Werte offen zeigen, ermutigen mehr Menschen mit Behinderungen (MmB), sich zu bewerben. Transparenz über den Ablauf des Bewerbungsprozesses sowie die Möglichkeit, Ansprechpartner:innen für Barrierefreiheit zu kontaktieren, wurde ebenfalls als essenziell hervorgehoben.
Während des Bewerbungsprozesses
Hier betonten die Expert:innen die Wichtigkeit, den Fokus auf die Qualifikationen und Fähigkeiten der Bewerbenden zu legen, anstatt die Behinderung in den Vordergrund zu stellen. Die Offenlegung einer Behinderung sollte stets eine freiwillige Entscheidung der Bewerber:innen bleiben. Zugleich können individuelle Anpassungen, wie der Einsatz von Gebärdensprachdolmetschern oder barrierefreien Tools, dazu beitragen, dass alle Bewerber:innen gleiche Chancen erhalten. Besonders betont wurde der Wert eines inklusiven Selektionsprozesses, der sich nicht nur an formalen Zertifikaten orientiert, sondern auch Potenziale und Lebenswege berücksichtigt.
Nach dem Bewerbungsprozess
Inklusives Recruiting endet nicht mit der Einstellung, sondern setzt sich im Onboarding und in der langfristigen Integration fort. Die Entwicklung von Strategien für barrierefreie Teamarbeit und Sensibilisierungsmaßnahmen für Führungskräfte und Mitarbeitende spielen eine entscheidende Rolle, um Nachhaltigkeit zu gewährleisten.
Unternehmensperspektive: Microsoft als Vorreiter
Anna Fischer von Microsoft gab wertvolle Einblicke in die Praktiken eines Unternehmens, das Inklusion in den Mittelpunkt seiner Unternehmenskultur stellt. Microsoft setzt auf eine Kombination aus barrierefreier Technologie und gezielten Schulungen für Mitarbeitende. So sind Accessibility-Features wie Live-Untertitelung in Microsoft Teams oder der Assistent für Barrierefreiheit in Office-Produkten feste Bestandteile der technischen Lösungen. Regelmäßige Schulungen wie „Accessibility 101“, die bereits 97 % der Mitarbeitenden absolviert haben, sorgen für ein umfassendes Bewusstsein in der Belegschaft. Ergänzt wird dies durch einen virtuellen und flexiblen Bewerbungsprozess, der individuell an die Bedürfnisse von Bewerber:innen angepasst werden kann.
Inclusive Employee Experience: Mehr als inklusives Recruiting
Susann Klebig-Noesch erläuterte, wie Unternehmen eine Inclusive Employee Experience schaffen können. Dieser Ansatz zielt darauf ab, alle Mitarbeitenden unabhängig von persönlichen Merkmalen wie Alter, Herkunft oder Behinderung gleichermaßen zu unterstützen. Barrierefreie Prozesse, individuelle Entwicklungsmöglichkeiten und eine wertschätzende Kommunikation sind entscheidend, um ein inklusives Arbeitsumfeld zu gewährleisten. Inclusive Leadership, also ein Führungsstil, der auf Chancengleichheit und Zugehörigkeit abzielt, wurde als Schlüssel zum Erfolg genannt.
Wichtige Takeaways
Die drei wichtigsten Erkenntnisse des Webinars lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- Inklusives Recruiting ist ein Prozess: Es beginnt lange vor der Bewerbung und setzt sich weit über den Bewerbungsprozess hinaus fort.
- Flexibilität und Individualität sind entscheidend: Inklusive Bewerbungsprozesse passen sich an die Bedürfnisse der Bewerber:innen an und ermöglichen Chancengleichheit.
- Führung spielt eine Schlüsselrolle: Eine inklusive Unternehmenskultur wird durch Führungskräfte gestärkt, die Barrierefreiheit und Inklusion als Kernwerte leben.
Das Webinar hat gezeigt: Inklusives Recruiting ist nicht nur ein gesellschaftlicher Auftrag, sondern auch eine Chance, Talente zu fördern und eine diverse Unternehmenskultur zu schaffen, von der alle Beteiligten profitieren.
Für weitere Informationen zu inklusivem Recruiting und den Angeboten von myAbility besuchen Sie myAbility.org oder kontaktieren Sie das Team unter forum@myAbility.org.
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