Sehen, verstehen, einbinden: Wie Bilder Inklusion stärken

Bilder prägen unser Denken. Wer in Medien und Unternehmenskommunikation sichtbar ist – und wie – beeinflusst, wie wir die Arbeitswelt wahrnehmen. Menschen mit Behinderungen fehlen oft. Wenn sie in Bildern vorkommen, werden sie oft stereotypisch gezeigt.

Das hat einen Einfluss darauf, wie wir über Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen denken. Zum Beispiel darauf, welche Fähigkeiten wir ihnen zutrauen oder welche Berufe wir mit Menschen mit Behinderungen in Verbindung bringen.

 

Inklusive Bildsprache – was bedeutet das?

Inklusive Bildsprache bedeutet, dass die Vielfalt unserer Gesellschaft auch in den Bildern, die uns umgeben, abgebildet werden. Das heißt, auch Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen sollen authentisch und selbstverständlich Teil der Bildsprache sind.

Wir sind überzeugt, dass wir durch eine inklusive Bildsprache zu einer positiven Veränderung beitragen können. Also nehmen wir die Sache selbst in die Hand und gestalten ein inklusives Fotoprojekt mit Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen.

20. Jänner 2025: Kurz vor 9 Uhr morgens kommen die ersten Personen am vereinbarten Treffpunkt an. Es liegen Aufregung und Neugier in der Luft. Jetzt geht es also los – das inklusive Fotoshooting, das wir schon seit Monaten vorbereiten.

Nach einem Casting-Aufruf haben wir 9 Personen gefunden, die sich für unser Projekt vor die Kamera stellen.

 

Welche Berufe passen zu Menschen mit Behinderungen?

Das ist natürlich eine Fangfrage: Jeder Beruf kann auch von einer Person mit Behinderung ausgeübt werden. Denn Behinderungen oder chronische Erkrankungen sind vielfältig, genauso wie die Fähigkeiten und Kenntnisse, die Menschen mit Behinderungen mitbringen.

Unsere Models schlüpfen also für einen Tag in neue Berufe: Museums-Guide, Köchin, Handwerkerin. Uns war es wichtig, Menschen mit Behinderungen in unterschiedlichen Berufsfeldern und Branchen zu zeigen – abseits der gängigen Motive in Symbolbildern. Die Bilder sollen klar zeigen: Inklusion ist überall möglich.

Darum treffen wir uns an 3 unterschiedlichen Orten: Im Wien Museum, im Hilton Vienna Park Hotel und bei der Möbelfirma Blaha.

 

Inklusion in Bildern: Worauf wir bei der Produktion achten

Bei inklusiven Fotoshootings ist es besonders wichtig, darauf zu achten, dass

  • ... die Menschen im Fokus stehen sollen, nicht ihre Behinderungen
  • ... die Settings für alle Teilnehmenden barrierefrei sind
  • ... die Models ein Mitspracherecht darüber haben, wie sie fotografiert werden. Das betrifft auch Kameraperspektiven oder Posen
  • ... Models mit Behinderungen nur in Situationen gezeigt werden, die für sie authentisch und realistisch sind
  • ... Hilfsmittel authentisch gezeigt werden

Außerdem ist es wichtig, dass Menschen mit Behinderungen auch in der Planung involviert sind. Tania Pilz und Sandra Schmidhofer haben das Fotoprojekt geleitet und dabei ihre gelebte Expertise miteingebracht. 

Weil sowohl bei der Vorbereitung als auch bei der Produktion Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen beteiligt waren, war es einfacher, verschiedene Aspekte der Barrierefreiheit mitzudenken.

 

Für das Fotoprojekt haben wir mit dem Fotografen Stefan Fürtbauer zusammengearbeitet. Er hat bereits Erfahrung mit inklusiven Fotoshootings mitgebracht.

  • Icon: Fotokamera

    Stefan Fürtbauer (Fotograf): "Bei der Zusammenarbeit mit myAbility für das Image-Shooting ist mir sehr positiv aufgefallen, dass der Umgang sehr professionell, aber vor allem sehr respektvoll und behutsam war. Es wurde pro-aktiv auf die Bedürfnisse aller Beteiligten eingegangen und auch während der Arbeit darauf geachtet, dass es allen zu jeder Zeit gut geht. Auf subtile, emphatische Art und Weise als auch durch klare und offene Kommunikation. Im Vergleich zu nicht-inklusiven und stark kommerziell orientierten Produktionen, wo die Leistungserbringung und Effizienz im Vordergrund stehen, stand hier der Mensch im Vordergrund - ohne dabei das gemeinsame Ziel aus den Augen zu verlieren."

 

Sichtbare und nicht-sichtbare Behinderungen

Nicht alle Behinderungen oder Erkrankungen sind sichtbar. Erkrankungen wie Multiple Sklerose, aber auch Sinnesbehinderungen sind für Außenstehende oft nicht erkennbar. Für eine authentische Repräsentation von Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen ist es deshalb wichtig, den Fokus nicht ausschließlich auf sichtbare Behinderungen zu legen.

Auf unseren Bildern sind deshalb auch Personen zu sehen, deren Behinderungen oder Erkrankungen nicht erkennbar sind. Es ist uns wichtig zu betonen, dass es sich auch in diesem Fall um die Darstellung von inklusiven Arbeitsweisen handelt.

 

 

Tipps für inklusive Bildsprache

Leider werden im Kontext Behinderung häufig klischeebehaftete Symbolbilder verwendet. Bei Stockfotos besteht außerdem die Gefahr, dass Behinderungen “nachgespielt werden”: eine nicht-behinderte Person wird in einen Rollstuhl gesetzt. Man erkennt es zum Beispiel daran, dass der Rollstuhl nicht angepasst ist. Für eine inklusive Bildsprache ist Authentizität von zentraler Bedeutung.
 

Worauf ist zu achten? Hier ein paar Beispiele.

  • Gesichter zeigen
    Häufig werden Menschen mit Behinderungen ohne Gesicht gezeigt. Sie werden zum Beispiel von hinten fotografiert. Solche Darstellungen entpersonalisieren Menschen mit Behinderungen und reduzieren diese auf ihre Behinderung. Das passiert auch, wenn ausschließlich auf Nahaufnahmen von Rollstühlen, Langstöcken oder anderen Hilfsmitteln zurückgegriffen wird.
     
  • Hilfsmittel zeigen
    Das bedeutet nicht, dass Hilfsmittel nicht gezeigt werden sollen. Im Gegenteil: Hilfsmittel wie Hörgeräten, Braille-Zeilen oder Assistenzhunde können bei Personen mit nicht-sichtbaren Behinderungen in der Bildsprache eingesetzt werden, um den inklusiven Kontext sichtbar zu machen. Gehörlosigkeit kann zum Beispiel durch das Abbilden einer Konversation in Gebärdensprache gezeigt werden.
     
  • Vielfalt an Behinderungen und Erkrankungen sichtbar machen
    Das Symbol einer Person im Rollstuhl verstehen alle: Es symbolisiert Angebote für Menschen mit Behinderungen. Problematisch wird es, wenn im Behinderungskontext ausschließlich Rollstuhlnutzende gezeigt werden. Denn es gibt eine Vielzahl an Behinderungen, auf die wegen des überproportionalen Fokus auf motorische Behinderungen oft vergessen wird.
     
  • Inklusion heißt: Alle gemeinsam!
    In einer inklusiven Gesellschaft nehmen Menschen mit und ohne Behinderungen gemeinsam am gesellschaftlichen Leben teil.

 

Es ist ein Anfang

Inklusion in Bildern zeigen und damit Vielfalt in der Arbeit sichtbar machen – so wollen wir einen Beitrag dazu sein, Behinderungen in der Bildsprache der Arbeitswelt und Wirtschaft sichtbarer zu machen. Je mehr Unternehmen und Institutionen diesem Beispiel folgen, desto mehr können wir bewirken.

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Einblicke in die Ergebnisse

Die Ergebnisse aus unserem Fotoprojekt werden wir in Zukunft für unsere visuelle Kommunikation verwenden. Ein paar Bilder wollen wir hier zeigen.

 

Danke für die Zusammenarbeit

Fotograf: Stefan Fürtbauer

Projektleitung: Tania Pilz, Sandra Schmidhofer

Models: Florian Müller, Martin Toth, Jasmin Keglevic, Kurt Kreul, Michael Zakall, Lisa Lauring, David Erkinger, Paulin Pannach

Locations:

  • Wien Museum
  • Hilton Vienna Park
  • Fa. Blaha