Online-Veranstaltungen: Unconscious Bias und Behinderung

Unconscious Biases - zu Deutsch kognitive Verzerrungen - beeinflussen maßgeblich unsere alltäglichen Entscheidungen und wirken sich am Arbeitsmarkt vor allem negativ auf Menschen mit Behinderungen aus. Diesem Thema widmete sich das myAbility Wirtschaftsforum in zwei Online-Veranstaltungen und diskutierte mit Experten und Partnerunternehmen welche Anti-Bias-Strategien zu inklusiveren Entscheidungen führen können.

Digitaler Expert Round Table und öffentliches Webinar

Bedingt durch die Corona-Situation wurde Mitte April der erste digitale Expert Round Table veranstaltet. Rund 25 Vertreterinnen und Vertreter von Mitgliedsunternehmen diskutierten online gemeinsam mit dem Diversity & Bias-Experten Manfred Wondrak (factor-D Diversity Consulting) über Vorurteile, Stereotypisierung und Stigmatisierung von Menschen mit Behinderung im beruflichen Kontext. Das Ergebnis aus diesem unternehmensübergreifenden Austausch war eine Sammlung von Anti-Bias-Strategien und Best Practices, welche die berufliche Inklusion von Menschen mit Behinderung begünstigen und die Einführung von Barrierefreiheitsmaßnahmen erheblich erleichtern. Um der "Schubladisierung" von Menschen mit Behinderung entgegen zu wirken, wurden diese Erkenntnisse aufbereitet und in einem öffentlichen Webinar dem gesamten Netzwerk von myAbility zur Verfügung gestellt.

350 internationale Zuhörer:innen

Am 13. Mai 2020, einem Tag nach dem ursprünglich geplanten DisAbility Confidence Day 2020, nahmen 350 Interessierte aus Österreich, Deutschland und der Schweiz am ersten Webinar von myAbility teil. Nach einem theoretischen Themenaufriss von Manfred Wondrak stellte Robert Öllinger, DisAbility Management Consultant bei myAbility, den Kontext zum Thema Behinderung her und bereicherte den Fachinput mit seiner persönlichen und beruflichen Erfahrung. Im zweiten Teil wurden Tipps gegen eigene Biases gegeben, Anti-Bias-Strategien von Unternehmen vorgestellt und zahlreiche Fragen der Teilnehmenden beantwortet.

Das gesamte einstündige Webinar (untertitelt) können Sie hier nachsehen:

"Warm, aber inkompetent"

Erkenntnisse aus der Kognitionspsychologie und der Verhaltensökonomie zeigen, dass die soziale Gruppe von Menschen mit Behinderungen eher als "warm" (=sympathisch), aber "inkompetent" wahrgenommen wird. Das damit verbundene Gefühl ist Mitleid und die daraus resultierende Handlung ist daher häufig helfen zu wollen. Diese Biases tragen maßgeblich dazu bei, dass Menschen mit Behinderung weniger Leistung zugetraut wird und sie daher schlechtere Chancen am Arbeitsmarkt haben als Menschen ohne Behinderung. Wie sehr diese unbewussten Vorurteile ausgeprägt sind, hängt mit der Art der Behinderung, der Organisationskultur und vor allem mit der persönlichen Erfahrung der Person zusammen, wie diese Grafik zeigt:

Anti-Bias-Strategien für mehr Inklusion

Durch den laufenden Sozialisierungsprozess hat jede:r von uns individuelle Biases, die sehr unterschiedlich sein können. Dieses Faktum ist nicht abänderbar, aber wir können aktiv daran arbeiten, dass sich diese Biases im Laufe der Zeit ändern und vor allem auch daran, dass Sie unsere Entscheidungen nicht negativ beeinflussen. Damit wir objektivere Entscheidungen (z. B. im Recruiting) treffen können, ist es daher wichtig, die eigenen Biases zu kennen und zu analysieren. Darüber hinaus möchten wir Ihnen 5 konkrete Tipps geben, damit das Thema Behinderung in Ihrem Unternehmen zukünftig positiver wahrgenommen wird:

Tipp 1: Schaffen Sie persönliche Berührungspunkte

Nichts ändert unsere Sichtweisen so stark, wie unsere persönliche Erfahrung. Schaffen Sie daher bewusst Situationen, um mit Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen in persönlichen Kontakt zu treten. Nutzen Sie zum Beispiel DisAbility Awareness Trainings und vernetzen Sie aktiv Mitarbeiter:innen mit und ohne Behinderungen.

Tipp 2: Praktizieren Sie DisAbility Mainstreaming

Niemand möchte sich benachteiligt fühlen. Sorgen Sie daher dafür, dass bei Ihren Inklusions- und Barrierefreiheitsmaßnahmen auch der Mehrwert für die gesamte Belegschaft sichtbar wird. Teilen Sie zum Beispiel Ihre standardisierten Interviewleitfäden und machen Sie auf die erhöhte Usability von barrierefreien Webseiten aufmerksam.

Tipp 3: Zeigen Sie das Commitment von Führungskräften

Führungskräfte sind Vorbilder in Unternehmen. Fordern Sie daher ein klares Bekenntnis von Führungskräften für mehr Diversität und Inklusion ein und machen Sie die Realisierung messbar. Lassen Sie zum Beispiel Chartas und Statements auf höchster Ebene unterzeichnen und verankern Sie inklusives Verhalten als Kennzahl in der Leistungsbeurteilung.

Tipp 4: Setzen Sie Impulse

Sichtbarkeit erhöht das Bewusstsein. Geben Sie Behinderung mehr Sichtbarkeit und suchen Sie bewusst nach Gegenstereotypen und Erfolgsgeschichten. Veranstalten Sie Bias-Awareness-Trainings und zeigen Sie neben der Leistung von Menschen mit Behinderungen (Role Models) vor allem auch das Potenzial auf.

Tipp 5: Implementieren Sie Behavioural Design

Prozesse geben die Richtung vor. Entwickeln Sie Entscheidungsarchitekturen in denen automatisch inklusivere Entscheidungen getroffen werden und ändern Sie standardisierte Verfahren. Fokussieren Sie sich zum Beispiel auf Kompetenzmodelle im Personalwesen und machen Sie Gebrauch vom Mehr-Augen-Prinzip und anonymisierten Teilprozessen.

Wir helfen Ihnen gerne

Gerne beraten wir Sie persönlich und geben Ihnen Antworten auf Ihre Fragen. Bitte kontaktieren Sie Sebastian Brettl unter forum@myAbility.org bei Interesse am myAbility Wirtschaftsforum und Fragen zum Angebot von myAbility. In folgenden Bereichen ist myAbility aktiv und kann Ihnen dabei helfen, die genannten Punkte erfolgreich umzusetzen:

Zu den Leistungen von factor-D Diversity Consulting kontaktieren Sie Manfred Wondrak unter m.wondrak@factor-d.at oder besuchen Sie die Plattform anti-bias.eu. In folgenden Bereichen ist Manfred Wondrak aktiv und kann Ihnen weiterhelfen: