Auf die Frage „Kennen Sie jemanden mit einer psychischen Erkrankung?“ antworteten rund 94 Prozent der Teilnehmer:innen des myAbility Webinars am 26.01.2022 mit „Ja“. Fast jeder kommt irgendwann mit dem Thema „Psychische Erkrankungen“ in Berührung. Das hat einen großen Effekt auf Arbeitsmarkt und Organisationen.
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Nur 21% der Menschen mit psychischen Erkrankungen würden im beruflichen Umfeld darüber sprechen*
Es braucht viel Mut und ein sensibles Umfeld, um im beruflichen Kontext zu einer psychischen Erkrankung zu stehen. Gleichzeitig haben Arbeitgeber:innen großen Einfluss auf die Gesundung ihrer Mitarbeiter:innen und die Erhaltung ihrer Arbeitsfähigkeit. Häufig fehlen Berührungspunkte und Wissen rund um das im beruflichen Kontext eher tabuisierte Thema, was natürlich zu Unsicherheit führt.
Sensing-Journey Experte Michael Diesner spricht offen über seine Erkrankung aus dem schizophrenen Formenkreis. Sein Chef hatte bereits im familiären Umfeld Erfahrungen mit psychischen Erkrankungen gemacht und reagierte nach dem ersten Schub mit Verständnis und Offenheit. Er ermöglichte Michael einen Wiedereinstieg zurück in den Job. Einen erneuten Schub konnte Michael nach dieser Erfahrung viel schneller überwinden.
„Ich wollte wieder Teil des Teams sein und alle unterstützen.“ Michael Diesner, DisAbility Recruiting Consultant
Offene Gesprächskultur schaffen
Jeder Mensch kann im Laufe seines Lebens psychisch erkranken. „Führungskräfte, Berufseinsteiger:innen, auch psychologisches Fachpersonal“, wie Angela Mach (Psychotherapeutin i.A.u.S., Diplomierte psychiatrische Gesundheits- und Krankenpflegerin und Referentin für psychische Gesundheitsvorsoge am Institut für Suchtprävention der Sucht- und Drogenkoordination der Stadt Wien) erwähnt. Umso wichtiger sind verlässliche Teamstrukturen, Offenheit und Vertrauen.
„Wir verbringen sehr viel Zeit auf der Arbeit, es liegt an uns allen diesen Ort zu gestalten.“ Angela Mach, Psychotherapeutin i.A.u.S
3 Schritte für Führungskräfte
- Überlegen: Wie würde ich wollen, dass mit mir in dieser Situation umgegangen wird?
- Wohlwollend und interessiert das Gespräch suchen. Oft braucht es mehr als ein Gespräch.
- Eine Liste an hilfreichen Kontakten innerhalb und außerhalb der eigenen Organisation zur Hand haben. (Beispiel einer Linkliste)
Das Thema sensibel in der eigenen Organisation aufgreifen und verorten
Die Generali Versicherungs AG hat verlässliche interne Strukturen geschaffen und so das Thema psychische Erkrankungen schon seit einiger Zeit, sowohl in den Führungskräfteschulungen als auch in den Teams, verankert. Neben der Teilnahme an Sensing Journeys gibt es auch ein niederschwelliges internes Angebot für psychotherapeutische Unterstützung. Wolfgang Kosmath (Leitung Personalentwicklung) arbeitet eng mit den Behindertenvertrauenspersonen des Konzerns zusammen.
„Wir haben bereits seit einiger Zeit ein externes und internes Coaching- und Therapieangebot. Das umfasst auch Angebote zu Bewegung und Ernährung. Um Personen zum Beispiel nach einer Burn Out Erkrankung optimal begleiten zu können.“ Susanne Kogler, Behindertenvertrauensperson
Die Generali setzt auf verschiedene Kooperationspartner zur Unterstützung von Führungskräften und Mitarbeiter:innen. Man weiß, wohin man sich im Falle des Falles wenden kann. Wolfgang Kosmath hat während des Beginns der COVID-Krise bewusst und zeitnah Führungskräfte zum Thema „Psychische Erkrankungen“ geschult. Diese bauen auf zwei Säulen auf:
–Sensibilisierung –Enttabuisierung über Wissen zum Thema und Kontakt mit Expert:innen in eigener Sache (z. B. Sensing Journey)
Wichtig ist die enge Zusammenarbeit von HR, Behindertenvertrauensperson und Arbeitsmedizin. Auch Führungskräfte wissen im Konzern, wo sie sich hinwenden können.
Achtsam miteinander umgehen
Ein gutes Miteinander ist die Basis für die Enttabuisierung von psychischen Erkrankungen im Unternehmen.
„Traut es euch selbst zu, zu erkennen, wenn es jemandem nicht so gut geht und sucht Lösungswege im Unternehmen damit umzugehen.“ Wolfgang Kosmath, Leitung Personalentwicklung